Bekenntnis
eines ehemaligen Jägers aus Sevnica (Slowenien)
Die Anzahl der Tiere wird von der Natur selbst
reguliert,
demzufolge sind Jäger nicht notwendig.
Revolutionary interview with former hunter from Slovenia
Quelle: TIER-INFO/"The society for the rights and
the liberation of animals, Slovenia", 22. Juli
2006. Übersetzung: Thomas Wachter
37 Jahre lang war er Mitglied der Jäger-Familie
aus Sevnica, 22 Jahre lang Mitglied des Vorstands
und 12 Jahre lang dessen Präsident derer sowie
des Waffen-Auschusses. In dieser Peride tötete
er eine Unmenge an Tieren; vor 4 Jahren jedoch entschied
er sich die Jagd aufzugeben. Rudi Amersek
aus Sevnica sagt heute über sich selbst, dass
er ein bekehrter Mörder ist - seiner Meinung
nach ist das Töten von Tieren ein Verbrechen.
Indem er nicht derartig viel Zeit auf das Reinigen
seines Gewehrlaufs verwendet, hat er mehr Zeit für
sein Hobby und seine Familie. Er ist in Slowenien
bekannt für seine handgemachten Wein-Skulpturen.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre ersten
Jahre
als Mitglied der Jäger-Familie?
Um ein Jäger zu werden hatte ich bestimmte Bedingungen
zu erfüllen. Der damalige Präsident sagte
zu mir: Wenn Du ein Jäger werden willst, musst
Du einen Jagdhund haben! Daraufhin verkaufte er mir
ein Junges seines Jagdhundes und ich musste meinen Mischling
mit Giftgas töten. Wir verwendeten Giftgas in Ampullen
in vielen Fällen. Gewöhnlich warfen wir eine
derartige Ampulle auf den Boden, wenn ein Fuchs sie
gefressen oder durchbissen hat, starb er kurz darauf.
Das Fell von Füchsen war zu dieser Zeit sehr wertvoll
und manchmal wartete ich die ganze Nacht auf meine Beute.
Heute schäme ich mich dafür, in der Vergangenheit
Tiere getötet zu haben.
Was führte dazu, dass Sie das Ermorden
von Tieren
aufgegeben haben?
Meine Kinder aus zweiter Ehe sowie meine derzeitige
Ehefrau Slavka haben mir über Jahre gesagt, dass
das Töten von Tieren nicht ethisch wäre. Zuletzt
haben sie mir sogar verboten, erschossene Tiere mit
nach Hause zu bringen. Dies war ein regelrechter Schock
für mich. Jeder enthusiastische Jäger ist
stolz auf seine Beute und darauf, sie zu präsentieren.
Ich hab es ebenfalls getan. Dadurch, dass ich keine
getöteten Tiere nach Hause bringen konnte, schwand
meine Leidenschaft für die Jagd langsam. In der
Zwischenzeit begann ich zu begreifen, dass Jagen hauptsächlich
aus der Passion des Tötens von Tieren besteht.
Frauen aus meiner Familie öffneten mein Herz für
Tiere; heute kann ich mich selbst als bekehrten
Mörder bezeichnen.
Viele Jäger betonen, dass sie Tierfreunde
sind.
Jäger und Liebe zu Tieren? Das ist lächerlich!
Jäger lieben Tiere lediglich, wenn sie sie essen.
Jäger, die ohne ihre Waffen in den Wald gehen,
um die Tiere zu füttern sind eine Seltenheit. Ein
Jägerspruch sagt alles: Ein Jäger ohne seine
Waffe ist wie ein Mann ohne Penis in der Hochzeitsnacht!
Jäger betonen, dass sie Tiere töten,
um eine Überzahl zu verhindern.
Die Natur braucht keine Jäger. Es ist wissenschaftlich
bewiesen, dass es gewisse Mechanismen gibt, die die
Balance der Natur erhalten. Demzufolge ist eine Beeinflussung
des Menschen keinesfalls notwendig. Sind zuviele Tiere
auf einem bestimmten Raum, reduziert sich die Anzahl
der Geburten oder eine Krankheit befällt die am
wenigsten resistenten Angehörigen einer Spezies.
Eine andere Sache wird - bezogen auf die Anzahl der
Tiere - gerne angeführt: Jagdverbände geben
oftmals eine höhere Anzahl von Tieren in ihrem
Revier an als es der Realität entspricht, um zu
erreichen, dass die slowenische Jagdbehörde eine
größere Anzahl zur Tötung genehmigen
kann. Ich kann bestätigen, dass dies wirklich passiert.
Was ist in der Hauptsache das Motiv der Jäger?
Nur die Leidenschaft am Töten und Eigennutz. Wissen
Sie, worüber Jäger die meiste Zeit reden?
Wie sie ein Tier erschosen haben, welche Art von Trophäen
sie haben - welche ist besser, sie vergleichen sie miteinander,
welcher Jäger hat das bessere Gewehr, welches Gewehr
fügt dem Tier mehr Schaden zu, hat bessere Durchschlagkraft...
Einige Jäger pochen vor Aufregung und Leidenschaft,
wenn sie ein Tier sehen oder sich etwas im Busch bewegt.
Diese Aufregung kann ebenso Unfälle verursachen.
Letztes Jahr ereigneten sich zwei Unfälle während
einer Wildschweinjagd, als ein Jäger einen anderen
erschoss [Bravo, Anmerkung des Übersetzers].
Ich kenne Jäger, die ihre Familien und Bauernhöfe
vernachlässigt haben, weil sie es vorzogen, auf
die Jagd und hinterher in die Kneipe zu gehen. Manchmal
haben Jäger sogar eine Schlägerei angezettelt
aus Eifersucht auf einen anderen weil er ein "attraktiveres"
Tier abgeschossen hat. Sogar die Polizei musste anrücken,
um zu schlichten.
Lassen Sie mich eine Geschichte erzählen, um zu
verdeutlichen, wieviele Jäger dem Töten verfallen
sind. Vor Jahren erkrankte ein Mitglied unseres Jagdverbandes.
Ich schlug vor, ihn am Sonntag zu besuchen anstatt auf
die Jagd zu gehen. Die meisten Mitglieder zogen die
Jagd vor. Lediglich drei von uns besuchten unseren Freund.
Sie haben es mir sogar verübelt, indem sie mir
vorwarfen, ihnen ihr Jagdvergnügen (Tiere zu töten)
vorzuenthalten.
Was ist mit den Trophäen?
Es geht einzig und allein um die schönste Trophäe,
so wie andere Männer schöne Autos oder Frauen
lieben. Viele Jäger entscheiden sich dafür,
den schönsten Hirschen zu töten trotz der
Tatsache, dass dies manchmal verboten ist. Sie denken,
dass es es wert ist, einen Hirschen um der schönen
und beneidenswerten Trophäe zu töten, auch
angesichts der Tatsache, dass ihnen ihre Jagdlizenz
für zwei Jahre entzogen werden könnte.
Ich habe davon gehört, dass daß
Jäger Schulen besuchen
und Vorträge vor Schülern halten. Worüber
sprechen sie?
Ja, das ist richtig. Schulministerien laden Jäger
dazu ein. Vor einigen Jahren besuchte ein Jäger
sogar einen Kindergarten in Sevnica und er hat den Kindern
eindeutig nicht gesagt, dass Jagen die Leidenschaft
für das Töten bedeutet. Er hat den Kindern
Märchen erzählt, dass Jäger Tierfreunde
wären, er hat sie davon überzeugt, wie gut
sie zu den Tieren sind, wie sie sich um sie kümmern
und wie sehr sie die Jäger brauchen.
Einige Bauern beklagen sich darüber, dass
Wildtiere
ihre Ernte abfressen.
Wir haben kaum solche Beschwerden erhalten. Die Leute
haben sich mehr darüber beklagt, dass Jäger
ihre Katzen oder freilaufenden Hunde erschießen.
Sie haben sogar Enten, die einige Bauern in ihren Bächen
hatten, umgebracht. Haustiere werden Opfer, wenn die
Jäger nichts in den Wäldern abschiessen konnten.
Was ist ihr Rat an Jäger?
Ich rate ihnen, sich einem ethischeren Hobby oder Sport
zuzuwenden. Sie sollten ihre Waffen verkaufen und stattdessen
ein Motorad anschaffen. Waffen bedeuten Töten und
Töten ist ein Verbrechen. Fischen ist ebenfalls
ein Verbrechen. Auf der Jagd stirbt ein Tier für
gewöhnlich unmittelbar, beim Fischen stirbt es
minutenlang unter schrecklichen Qualen.
Die Tiere wollen mit den Menschen und der Natur in
Harmonie leben. Nach meiner Auffassung liegt ein weiteres
Problem darin, dass Menschen mehr in die Natur eingreifen
als sie sollten und sie den Tieren zunehmend den Lebensraum
entziehen.
Welche Erinnerungen hat seine Frau Slavka
an diese bittere Periode, als Rudi noch ein Jäger
war?
Manchmal war Rudi das ganze Wochenende von zuhause
fort, um zu jagen. Die Jagd endete um zwei Uhr nachmittags,
aber oft genug ging er mit anderen Jägern in eine
Wirtschaft, wo sie bis spät in die Nacht blieben.
Manchmal kam ich um 10 Uhr abends nach Hause und er
war immer noch weg. Ich mochte es nicht, wenn er betrunken
nach Hause kam. Jäger haben ein Sprichwort: Ein
richtiger Jäger kommt montags nach Hause wenn die
Jagd am Sonntag stattfand. In manchen Fällen führte
Alkohol zu häuslichen Gewalttätigkeiten.
Vor 15 Jahren gab mir Rudi ein Fell eines Fuchses,
das er selbst abgezogen hatte und den er auch selbst
tötete. Meine Tochter teilte mir mit, sollte ich
es jemals tragen und damit in der Schule erscheinen,
würde sie beteuern mich nicht zu kennen. Ich bin
ebenfalls gegen das Tragen von Pelz, somit musste Rudi
das Fell verkaufen.
Ich missbillige genauso das Fischen, weil Fische umso
mehr leiden. Ich kann nicht verstehen, wie man Sportfischen
betreibt; wenn Fischer einen Fisch fangen und ihn ins
Wasser zurückwerfen. Ich bin davon überzeugt,
dass es den Fischen keinesfalls Freude bereitet einen
scharfen Haken durch ihr Maul zu haben. Ich erinnere
mich an einen weiblichen Teenager im Botanischen Garten
Mozirski gaj, die in Ohnmacht fiel, als sie einen ernsthaft
verstümmelten Fisch sah, den ein Fischer aus dem
Teich zog.
Quelle: TIER-INFO/"The society for the rights
and the liberation of animals, Slovenia", 22. Juli
2006. Übersetzung: Thomas Wachter
zu anderen Themen: Pelz
- Tierfänger
- Zirkus - Zoo

|